Liebe Eltern,

wie viele von Ihnen wissen, erlebt die Sekundarstufe der Europäischen Schulen derzeit eine Periode der Reorganisation. In diesem Newsletter möchten wir Ihnen einen Überblick geben, basierend auf den aktuellen Vorschlägen und den Diskussionen, die wir in INTERPARENTS geführt haben. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.eursc.eu/index.php?l=3.

Einige Schüler/innen und Eltern wurden bereits aufmerksam gemacht, als Sie am 24. Januar die Fächer für die Klassen S1 bis S3 wählen mussten. Die Änderung beruht auf der “Reorganisation der Sekundarstufe”, die im letzten Dezember für S1-S3 beschlossen wurde und ab 2014-15 in Kraft tritt. Änderungsvorschläge für S4-S7 sind noch nicht genehmigt und werden, nach einer erfolgreichen Petition der Eltern im letzten November und aufgrund von Einwänden des Inspektors für Mathematik wie auch von Lehrern und Schülern, einer externen Überprüfung unterzogen. Die derzeitigen Schüler der S2 werden, wenn das ganze Paket genehmigt ist, die ersten sein, die das BAC nach den neuen Regeln ablegen. Aber alle derzeitigen und künftigen Schüler haben ein Interesse daran, dass die allgemeine Akzeptanz, die hohen Standards und der gute Ruf des Europäischen Baccalaureats bei allen Universitäten unangetastet bleiben.

 

Ein wichtiges Ziel der Reorganisation ist es, das Angebot der Europäischen Schulen zu rationalisieren und die Anzahl der Kurse mit sehr wenigen Schülern zu reduzieren.

Die meisten Kurse mit weniger als 11 Schülern die die Kurse der ersten Sprache (L1). Das überrascht nicht, da es ein einzigartiges Merkmal der Europäischen Schulen ist, dass jeder Schüler in seiner Muttersprache unterrichtet werden kann, auch wenn es die entsprechende Sprachsektion an der Schule gar nicht gibt. Die Mission der Europäischen Schulen ist es, muttersprachliche Erziehung für Schüler anzubieten, deren Eltern den Wohnort wechseln oder in ihr Heimatland zurückkehren müssen. Dafür soll das System den Schülern eine breite Auswahl an muttersprachlichen Fächern mit qualifizierten Lehrkräften bieten.

An zweiter Stelle von Kursen mit weniger als 11 Schülern steht Mathematik. Das mag überraschen, weil Mathematik normalerweise der ganzen Klasse in L1 angeboten wird. Der Grund ist, dass in Mathematik – und nur hier – ab der S4 horizontale Differenzierung angeboten wird. Das heißt, das Schüler ab S4 zwei unterschiedliche Mathematikkurse wählen können – vierstündig und sechsstündig. Daraus folgt, dass, während die Schule für L1 vier Stunden organisieren muss, Mathematik 10 Stunden benötigt (Mathematik 4 und 6), wobei Mathematik 6 für einige Universitätsstudien zwingend ist.

An dritter und vierter Stelle stehen Religion und Ethik. Die Gruppe, die Religion gewählt hat, wird nach Konfesion (katholisch, protestantisch, …) unterteilt. Da Religion in L1 unterrichtet wird, können Schüler mit gleicher Konfession, aber unterschiedlicher Muttersprache, nicht gemischt werden.

Vor diesem Hintergrund wird die geplante Reorganisation in drei Schritten ablaufen:

Organisation der Auswahl in S1-2-3 (bereits eingeführt):

  • Während der P5 wählen die Schüler eine dritte Sprache (L3) für S1

  • Während der S1 wählen die Schüler, ob sie in der S2 am Lateinkurs teilnehmen wollen. Dieser Kurs ist freiwillig und kommt nur zustande, wenn mindestens 7 Schüler teilnehmen.

  • Während der S2 wählen die Schüler, ob sie in der S3 an Latein oder ICT teilnehmen wollen.

Der Unterricht in L3 (zweite Fremdsprache) beginnt schon in der S1, mit zwei Wochenstunden. Das hat finanzielle Auswirkungen, deshalb wird L1 um eine Stunde gekürzt. Eine Stunde von L1 ist für das Thema „Lernen lernen“ vorgesehen, aber das sollte für alle Fächer – nicht nur L1 – gelten.

Während der S2 wählen die Schüler, ob sie in der S3 an Latein oder ICT teilnehmen wollen. Über den ICT-Unterricht können wir nicht viel sagen, weil der Lehrplan für die S3 noch nicht existiert.

Für den Lateinunterricht wurde der derzeitige Lehrplan der S3 (vierstündig) auf zwei Jahre gestreckt, d.h. zwei Stunden in S2 und S3. Für ein Übergangsjahr bedeutet das, dass die derzeitigen S2-Schüler im nächsten Schuljahr vier Wochenstunden Latein haben werden, während die derzeitigen S1-Schüler nächstes und übernächstes Jahr jeweils zwei Wochenstunden kriegen. In der S4 wird Latein aus der S3 fortgesetzt und kann ohne die Basis aus der S3 nicht gewählt werden. Bei weniger als 7 Schülern bis zur S5 (5 Schüler in S6/S7) kommt der Kurs nicht zustande, Schüler können aber die Möglichkeit erhalten, den Kurs in anderen Sprachsektionen zu besuchen.

 

Des weiteren wurde entschieden, dass – wie jetzt schon bei den Humanwissenschaften – Religion ab der S3 in L1 unterrichtet wird. Dadurch kann die Schule Schüler aus verschiedenen Sektionen – aber mit der gleichen L2 – gruppieren. Für die kommenden S3-Schüler stellt sich die Frage, ob sie ab S4 wieder zu L1 wechseln müssen, weil die Reorganisation bis jetzt nur für S1-S3 genehmigt ist.

 

Organisation der Auswahl für S4-5:

 

  • In der S3 müssen die Schüler entscheiden, mit welchen Kursen sie ihre Wochenstunden vervollständigen. Eltern und Schüler müssen über die Kriterien für S6-7 informiert werden, damit ihre S4-5-Optionen ihnen den entsprechenden Zweig nicht verbauen:

  • Schüler, die den Wirtschaftszweig anstreben, müssen ECO wählen.

  • Schüler, die den Naturwissenschaftszweig anstreben, müssen alle Naturwissenschaften bis zur S5 sowie den erweiterten Mathematikunterricht wählen.

  • Für Sprach- bzw. Humanwissenschaften sollten die entsprechenden Optionen gewählt werden.

  • Schüler, die in S4-S5 eine Optionen nicht gewählt haben, den entsprechenden Zweig aber in S6-7 wählen wollen, müssen vor Eintritt in die S6 eine Prüfung absolvieren.

  • Pflichtkurse werden immer angeboten. Wahlkurse kommen entsprechend den Regeln (2011-01-D-33) zustande. Schüler, die einen Kurs gewählt haben, der nicht zustande kommt, müssen möglicherweise einen der Kurse wählen, die zustande gekommen sind.

  • Die Schulen sind frei in der Gestaltung des Stundenplans für Pflichtkurse. Die Schüler haben ihre Pflichtkurse gleichzeitig. D.h. alle Schüler mit der gleichen L1 erhalten den L1-Unterricht gleichzeitig.

  • Wahlkurse werden im Stundenplan parallel angeboten. Wenn alle Optionen zustande kämen, würde das bis zu 56 Wochenstunden bedeuten. Um alle Kurse in höchstens 40 Wochenstunden (davon 27 für Pflichtkurse) unterzubringen, Werden die Wahlfächer in zwei Blocks á vier Stunden und zwei Blocks á 21 Stunden zusammengefasst. Beispiel: MUS und ICT.

 

Organisation der Auswahl für S6-7:

 

  • In der S5 wählen die Schüler aus den oben genannten Optionen:

  • Auswahl von MAT3 oder MAT5, die separat organisiert werden.

  • Auswahl eines Zweiges: Naturwissenschaften, Wirtschaft oder Humanwissenschaften

  • Auswahl der Optionen, die im jeweiligen Zweig angeboten werden.

  • Möglicherweise Auswahl eines Faches, in dem ein Leistungskurs belegt wird.

 

Die Genehmigung der Vorschläge für S4 bis S7 wurde zurückgestellt. Nach den Bedenken von Schülern, Eltern, Lehrern und des Mathematikinspektors wird eine externe Überprüfung abgewartet, die vor allem die pädagogischen Auswirkungen sowie insbesondere die Auswirkung auf die Aufnahme an den Universitäten aller Mitgliedsstaaten beleuchten soll.

 

Geraldina Santandrea

 

(Elternvertreterin bei Interparents und beim Pädagogischen Komitee DE)